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Reisetagebuch Allgäu & Bodensee



Dienstag 04. September 2018

Ich habe meinen zweiten, offiziellen Urlaubstag. In den vergangenen zwei Tagen habe ich Vorbereitungen getroffen um nach dem Urlaub nicht ganz so viel Arbeit mit der Wäsche zu haben. Eigentlich wollte ich schon am Sonntag weg, aber da war meine Schwiegermutter noch zu Besuch. Am heutigen Morgen habe ich noch einige Sachen erledigt und zudem musste ich noch Überzeugungsarbeit leisten. Mein Mann wollte heute noch nicht los fahren. erst morgen. Aber wenn ich mal meinen Fluchtdrang habe, dann hält mich nichts mehr so schnell auf. Also diskutierten wir etwas über den Sinn und Unsinn heute Nachmittag noch los zu fahren. Ich habe gesiegt, also geht es gegen 17 Uhr los. Um halb sechs sind wir fast schon durch Nürnberg durch, als mir einfällt: wir könnten ja bei meinem Onkel in Truderring übernachten. Kurz vor der Autobahn rufe ich an um uns anzumelden. Mein Onkel war zwar überrascht, allerdings sagte er sofort zu. Nach zwei Stunden war es dann so weit. Wir kommen in der Dunkelheit in Truderring an. Meine beiden Münchner kommen gerade um die Ecke, als ich unseren Wohnwagen in eine Parklücke rückwärts einparke. Kurz darauf sitzen wir bei einer Tasse Tee im Wohnzimmer und unterhalten uns über Gott und die Welt. Die Zeit vergeht wie immer schnell und so ziehen wir uns gegen 22 Uhr in unseren Wohni zurück, essen noch eine Kleinigkeit und gehen kurz darauf schlafen.

 

Mittwoch 05. September 2018

Mist!!! Wir haben verpennt. Es ist schon kurz vor neun als ich auf mein Handy geschaut habe. Nachdem ich den „Airplane-Mode“ meines iPhones deaktiviert habe, sehe ich auch schon, dass Cornelia angerufen hat um uns auf einen Kaffee zu sich zu rufen. Dies war jedoch schon kurz vor sieben. Also zog ich mich schnell um und ließ Michael noch ein paar Minuten liegen. Ich gehe hoch in die Wohnung, wo Cornelia schon wartet. Ich durfte mich schnell duschen und danach sitze ich mit Cornelia zum ratschen am Küchentisch. Nach 20 Minuten kam Michael dazu. Nach weiteren 15 Minuten, müssen wir los. Cornelia muss zur Arbeit und wir müssen weiter. Aber wo hin? Spontan entschließen wir uns für die Gegend um Füssen. Dort gibt es in der näheren Umgebung ein paar Landvergnügen Spots. Einer davon bietet auch Strom und WC. Also auf nach Rückholz zum Biohof Schmid. Wir fuhren ein kurzes Stück über die Autobahn und den Rest über die Landstraße. Eigentlich fahre ich mit dem Wohnwagen nicht so gerne Landstraße, da es teilweise sehr enge Stellen gibt. Die Angst vor dem Aufwiegeln des Wohnwagens fährt auch bei mir teilweise mit. Auch wenn die Anti-Schlingerkupplung ihren Job macht. Unser Golf GTD war für den Wohnwagen dann doch zu leicht. Oft spürte man, dass er bei flottem Tempo zu übersteuern drohte. Der Caddy dagegen lässt sich sehr souverän fahren und es macht mit dem ACC (Abstandstempomat) richtig Spaß. Unterwegs machten wir eine kurze Pause um etwas zu essen. Nach 20 Minuten ging es weiter der Alpenstraße entlang. Um 14 Uhr kamen wir in Rückholz auf dem Biohof Schmid an. Zuerst kuppelten wir unseren Wohni ab, dann erklärte man uns die Örtlichkeiten. Unser Stellplatz ist ein einfacher Parkplatz zwischen Gartenzäunen und Gemüsebeeten. Dennoch war dieser Platz bis jetzt der Schönste. Ein paar Schritte vom Wohni entfernt ist ein kleiner Hofladen, der 24 Stunden geöffnet hat. Im Hinterhof befindet sich eine kleine Toilette. Unsere kleine Kühltruhe konnten wir in der Garage anschließen. Da wir noch mal los wollen, entscheide ich mich schnell in den kleinen Hofladen zu gehen. Ich kann es kaum erwarten um mir die Auswahl anzusehen. Also kaufe ich einige Bio-Lebensmittel. Als ich sehe, dass Michael fertig ist, schnappen wir uns beide das Auto und fahren in Richtung Forggensee und Neuschwanstein. In Neuschwanstein war ich einmal vor Ewigkeiten. Leider war ich nie im Schloss aber darauf kann ich auch heute gerne verzichten, denn der Touristen-Auflauf schreckt mich ehrlich davon ab. Wir fuhren die Straße weiter und kommen an ein paar Feldern vorbei. Links von der Straße findet gerade eine Fotosession mit Bullen (!) statt. Ich entscheide mich rechts ran zu fahren um den Blick auf Neuschwanstein für ein paar Fotos zu nutzen. Schnell ein paar Fotos machen und dann weiter Richtung Forggensee. Am Forggensee angekommen parken wir direkt am See. Nur wo zum Kuckuck ist der See?! Nur da wo ein See sein sollte, sehen wir nur Wiese und Sand. Tatsache ist, dass der See (so sollten wir später erfahren) ausgelassen wurde um Wartungsarbeiten an der Staumauer zu bewerkstelligen. Ein Schild am See erzählt von alten Zeiten. Schon die Römer nutzen die Via Claudia, die durch den See führte, um von dem Süden in den Norden zu gelangen. Wir nutzen sie auch um durch den See zu wandern, der nur noch trockener Kalkboden ist. Die Jungs haben während des Spaziergangs am See ihren Spaß. Bis dann endlich Wasser kommt, sind es einige hundert Meter. Der See scheint im Moment sein Gebiet zurück zu erobern. Die Jungs spielen im seichten Wasser und toben auf Sandbänken. Dummerweise habe ich meine große Kamera nicht mit dabei, aber so entstehen mit dem iPhone einige Bilder, die ich für gut genug befinde um sie auf Instagram zu posten. Danach fahren wir nur noch zur Sparkasse um Geld zu holen und dann geht es für uns zurück zum Hof. Dort kommen wir nach 18 Uhr an. Zuerst möchte ich etwas essen. Seit heute Mittag gab es nichts zu essen. Ich freue mich zudem auch auf einen Kaffe aus dem der Jura-Kaffeemaschine. Zwei Euro kostet die Tasse. Zum Nachtisch gibt es eine Runde Mensch Ärger Dich nicht und Vier Gewinnt. Als ich um 22 Uhr vor die Türe gehe um noch mal auf die Toilette zu gehen, sehe ich den Sternenhimmel über der dunklen Bergkulisse. Trotz kleinerer Lichtquellen am Hof lässt sich die Milchstraße erkennen. Gegen 23 Uhr ist Schlafenszeit. In der Nacht gehe ich noch einmal vor die Tür und bleibe ein paar Minuten stehen um den Himmel zu bestaunen. So extrem sieht man die Sterne sonst nirgends.

 

Donnerstag 06. September

Am Morgen schlafen wir aus. Obwohl uns die Sonne begrüßt genießen wir es etwas länger liegen zu bleiben. Wir frühstücken ganz gemütlich und entschließen uns dann meine Schulfreundin Berna kurzfristig zu besuchen. Diese wohnt in der Nähe von Halblech auf einem Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert. Zusammen mit ihrem Mann Tobias und ihren Kindern bewirtschaften sie den Hof, der seit Generationen Tobias‘ Familie gehört. Bei einem Kaffee plaudern wir über alte Schulzeiten im Internat. Danach ging es auf einen Spaziergang über den Hof. Bernadette besitzt einige Pferde. Sie züchtet Friesen. Wunderschöne, kräftige, schwarze Pferde mit ruhigem Wesen. Wir gehen an einigen Gehegen vorbei. Bernas Wollschweine schauen uns ganz neugierig an, aber nicht lange denn bei unseren beiden Terriern kommt der Jagdinstinkt durch. Neben Hühnern, Pferden, Wollschweinen und Kühen leben auch zwei tolle Hunde auf dem Hof. Dogge Schorsch und Mischlingshündin Hexe. Schorsch ist mit seinem sieben Jahren schon ein Methusalem. Nach zwei Stunden steigen wir in unser Auto und ziehen weiter. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir in Insy angekommen. Wir brauchen dringend Diesel Nachschub. An der Tankstelle kommt mir eine Idee…Ist nicht Dethleffs Caravans in Isny? Kurz schaue ich auf mein Handy um die genaue Adresse herauszufinden. Tatsächlich liegt Dethleffs zwischen der Tankstelle und unserem eigentlichen Ziel dem Biohof Kohler. Bei Dethleffs angekommen haben wir schnell geparkt um uns die neusten Modelle anzuschauen. In der Hofeinfahrt steht schon der kleine Coco. Dieser Leichtbau Wohnwagen wurde auf dem Caravansalon 2017 vorgestellt. Auf dem großen Parkplatz stehen einige Wohnmobile, die ich aber erst mal links liegen lasse. In der Halle begrüsste mich ein Mitarbeiter und zeigte mir ein paar kleine Reisewohnwägen. Den Dethleffs C-Joy und den Camper. Der C-Joy entpuppt sich als kleines Raumwunder. Nach einem kleinen Rundgang sind wir auch schon wieder draußen und fahren weiter Richtung Heimenkirch. Nach einer knappen Dreiviertel Stunde kommen wir dort an. Frau Kohler begrüßt uns sehr freundlich auf ihrem Hof und zeigt uns die Örtlichkeit. Wir dürfen auf der Weide stehen und haben von dort aus in der Abenddämmerung einen tollen Blick über die Hügellandschaft. Auch dort kaufe ich einige Leckereien ein. Nach ein paar Runden Vier Gewinnt fallen wir müde ins Bett. Genau zu diesem Zeitpunkt höre ich, dass es zum Regnen anfängt. Es hört zwischen drin nur kurz auf um dann noch heftiger weiter zu regnen. In dieser Nacht werde ich dauernd wach.

 

Freitag 07. September 2018

Um 5 Uhr morgens werde ich wach und schaue hinaus auf den schwarzen Himmel. Heute ist nichts zu sehen. Ich versuche noch etwas zu schlafen, aber ich bin gegen sechs Uhr hellwach. Ich ziehe mich an, gehe über die Straße in das Haus der Familie Kohler um mich für den Tag fertig zu machen. Trotz der Müdigkeit bin ich ziemlich aufgekratzt. Nach der Morgentoilette packe ich meine Jungs und laufe ein längeres Stück die Straße runter. Auf dem Rückweg sehe ich, dass sich hinter unserem Wohnwagen gerade eine Henne mit ihren Küken niedergelassen hat. Ein BMW bremst scharf als er die Küken am Fahrbahnrand entdeckt. Ich schaue mich etwas am Hof um und klingle bei Frau Kohler um nach frischen Brötchen zu fragen. Frau Kohler gibt mir drei tiefgekühlte Brötchen die ich schnell auf dem Ridgemonkey aufwärme. Wir frühstücken wie immer kräftig. Diesmal mit Frau Kohlers hausgemachter Marmelade. Nach dem Frühstück packen wir alles ein. Es hatte während des Frühstücks aufgehört zu regnen. Jetzt regnet es dafür umso mehr. Während des Packens werden wir beide nass. Wir schauen, dass wir relativ schnell aus der Wiese kommen. Meine Sorge ist, dass wir auf Grund des nassen Untergrunds irgendwo stecken bleiben. Langsam bewege ich den Caddy samt Anhänger über die Wiese. Bergauf merke ich, das der Vorderrad-Antrieb des Fahrzeugs mit der Last die hinten dran hängt leicht überfordert ist. Als ich dann die Straße unter den Rädern spüre, atme ich erleichtert auf. Wir fahren durch kleine, malerische Ortschaften und entschließen kurzfristig über das Wochenende auf einen Campingplatz zu fahren. Laut ADAC App ist der Campingplatz in Gohren direkt am Bodensee. Die Bewertungen sind recht gut also, entscheiden wir uns für diesen CP. Dort angekommen finden wir ein großes, neues Rezeptionsgebäude vor. Schon schnell wird mir klar, dass dies ein recht großer Platz ist. Als wir durch den Platz zu unserer Parzelle fuhren, schaltete sich mein Fluchtinstinkt ein. Ich hasse große Plätze wie die Pest. Man hat gerade mal so viel Platz damit man seinem Nachbarn nicht ins Mittagessen spucken kann. Das ist nichts für mich, allerdings brauchen wir mindestens zwei Tage unsere Ruhe um auch mal Wäsche zu waschen oder all jene Dinge zu tun, die man eben auf Campingplätzen tun kann. Zuerst war von 4 Tagen die Rede. Kurz darauf beschließen wir spätestens Montag früh weiter zu ziehen. Mit diesem Plan richten wir uns erst mal häuslich ein um hinterher auf Erkundungstour zu gehen. Wir brauchen auch noch ein paar Sachen aus dem Supermarkt. Also kam es mir gelegen etwas das Hinterland zu erkunden. Leider entpuppt sich dies als ziemlich unspektakulär. Auf dem Weg zum Supermarkt entdecke ich ein kleines Lokal an der Straße. Wir haben beide Hunger also stürzen wir uns auf Sandras Diner. Die Karte liest sich gut und so bestellt Michael einen Cheesburger und ich das Beefbrisket Sandwich. Beide Portionen waren riesig und sehr lecker. Auf dem Rückweg entdecken wir einen Lidl. Es war mal wieder Zeit die Vorräte aufzustocken. Innerhalb von 30 Minuten ist der Einkauf fertig und wir befinden uns wieder auf der Straße zurück zum Campingplatz. Um 16:50 sitzen wir wieder vor unserem Wohnwagen für eine Partie Vier Gewinnt. Danach packen wir unsere Hunde und laufen vor an den See. Der See ist gleich um‘s Eck wie man bei uns so schön sagt. Wir verweilten etwas am See. Die Hunde hatten ihren Spaß am und im Wasser. Ich ging meiner Leidenschaft nach: dem Fotografieren. Zurück am Platz beschloss ich die bisherigen Erlebnisse schriftlich festzuhalten um sie später in meinem Blog zu verarbeiten. Nun sitze ich immer noch hier und schreibe. Es ist 22:47 Uhr und das Bett ruft schon sehr laut und verlockend.

 

Samstag 08.September 2018

Die Nacht war kurz. Ich stehe in der Früh sehr gerädert auf. Die ganze Nacht war ich drei Mal auf dem WC, dabei steht dieses Ding nicht gerade nebenan. Ich hatte die ganze Nacht Bauchschmerzen. Irgendwie war mir dazu zu Mute länger zu schlafen. Gegen Nachmittag ging es mir zusehends besser. Wir haben dann beschlossen die Gegend mit dem Auto zu erkunden und den Vaude Lagerverkauf zu besuchen. Am Lagerverkauf angekommen musste ich zu meiner Enttäuschung feststellen, dass es für mich leider keine passenden Schuhe gibt. Eine Stunde später waren wir wieder am Platz zurück und haben das Abendessen vorbereitet. Gegrillter Kürbis. Es war sehr lecker, aber auch sehr aufwändig. Der Abend bestand daraus Ordnung zu machen und die letzten Sonnenstrahlen am Strand zu verbringen, wobei einige tolle Fotos entstanden sind.

Sonntag 9.September 2018

Der Wecker klingelt um 06:30 Uhr in der Früh, damit der Tag in vollen Zügen genossen werden kann. Leider habe ich dann ein paar Mal den Schlummer-Button gedrückt, aber das macht nichts, wir werden so oder so pünktlich die 10:10 Uhr Fähre von Friedrichshafen nach Mainau nehmen können. Die Insel Mainau zu besuchen ist mein sehnlichster Wunsch und steht ganz weit oben auf der Bodensee-Bucketlist. Wir fahren gegen 09:30 hier weg und fahren mit dem Auto nach Friedrichshafen. Dort parken wir unseren Caddy auf dem Parkplatz der Schifffahrtsgesellschaft, besorgen schnell Bargeld und kaufen uns in aller letzter Minute noch die Tickets nach Mainau. In aller letzter Minute deswegen, weil das Bezahlen des Parkplatzes ewig gedauert hat. Wir kauften das Kombi-Ticket für die Schifffahrt, sowie den Eintritt für die Blumeninsel. Der Preis hat es in sich: 86 Euro. Aber wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Fähre ist sehr gut besucht. Wir suchen uns einen Platz an Deck um die Aussicht zu genießen. Die Überfahrt dauert erstaunlich lange. Um 11:45 Uhr ist die Ankunft. Ein weiterer Hinweis darauf, dass der Bodensee wahnsinnig groß ist. An Bord besorge ich uns einen Kaffee und einen Muffin, den wir uns teilen. Die Jungs sind schon ungeduldig. Als wir in Meersburg kurz anlegen, sehe ich wie wunderschön dieses Örtchen ist. Allgemein ist die deutsche Seite hinter Friedrichshafen sehr schön. Es erinnert mich stellenweise an die Mainschleife in unserer fränkischen Heimat. An den Hängen wird auch Wein angebaut. Kein wunder, denn es befindet sich in Meersburg das Staatsweingut Meersburg. Ich sage zu Michael: „Da müssen wir unbedingt mal hin!“ Als es weiter in Richtung Mainau geht, sieht man zum Teil mondäne Villen auf der deutschen Seite. Ich mache viele Fotos während der Fahrt und genieße die Vormittagssonne. Die Fähre ist pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk und legt um 11:45 Uhr am Kai der Blumeninsel Mainau an. Mir schwant böses als ich die Menschenmassen sehe und bereue sofort die Entscheidung an einem Sonntag diese Insel zu besuchen. Allerdings scheint sich der Ansturm ganz gut über die Insel zu verteilen. Wir erkunden die Insel und sehen gleich am Anfang die Linné Uhr, von der ich erst kürzlich in einem Magazin gelesen habe. Es geht weiter auf den Hügel. Wir lassen uns Zeit und bleiben öfters stehen um Pflanzen zu bestaunen und zu fotografieren. An manchen schönem Plätzchen verweilen wir etwas länger. Oben am Plateau angekommen schaue ich zuerst in die große Orangerie. In der Orangerie jedoch war nur ein Kaffeehaus untergebracht. Wir laufen weiter links um die Orangerie herum und stehen vor der Kirche. Die Tür geht auf und es kommen Leute aus der Kirche. Orgelmusik dringt nach außen. Ich bleibe mit den Hunden am Eingang stehen während Michael sich die Kirche anschaut. Direkt hinter mir steht im Hintergrund ein kleines Türmchen. Auf dem Rasen davor wurde eine Art Savanne angelegt. Das Thema Afrika passt, trotz dem eher mediterran anmutenden Umfeld. Wir laufen weiter Richtung Schmetterlingshaus und kommen an Feldern mit Riesenbambus vorbei. Fasziniert bleibe ich stehen und sehe, dass sich einige Touristen in dem Holz des Bambus verewigt haben. Kurz darauf kommen wir am Schmetterlingshaus an. Michael beschließt nicht in das Schmetterlingshaus zu gehen. Da es ihm zu warm ist, wartet er draußen im Schatten auf mich. Drin im Schmetterlingshaus komme ich nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Anlage ist nicht groß aber toll gemacht. Es gibt sehr viele Blumen, Palmen und Sträucher. An manchen Ecken stehen Teller mit Orangenscheiben und Bananen. Den Schmetterlingen scheint es zu gefallen. Die großen Schmetterlinge flattern wie wild durch die Luft. Ihre blauen Flügel leuchten von weitem, aber trotzdem erwischt man sie nicht mit dem Objektiv. Wenn sie ihre Flügel ausgebreitet haben, leuchten sie in unterschiedlichen, sehr intensiven Blautönen. Sind die Flügel geschlossen, sieht man hauptsächlich Beige- und Brauntöne. Die kleineren Falter lassen sich dagegen mehr Zeit und man kann sie halbwegs anständig ablichten. Nach einer gefühlten Ewigkeit verlasse ich das Haus mit schlechtem Gewissen, weil meine Jungs so lange auf mich warten mussten. Wir entscheiden uns links herum weiter zu gehen. Ein kleines Türmchen steht etwas erhaben auf einem Hügel. Darunter wurde Wein angebaut. Kurz danach kommt der kleine Mainau Bauernhof mit Rindern, Eseln, Ziegen, Pony‘s und Alpakas. Kinder reiten auf den kleinen stämmigen Pferden. Besonders glücklich sehen diese nicht aus, als sie im Kreis herum geführt werden. Die Ziegen schlafen in der nachmittäglichen Sonne. Sie sehen recht zufrieden aus. Ein Stückchen weiter befindet sich ein kleiner Platz der etwas in den See hinaus ragt. Um den Platz herum sind einige kleine Birken, die dem Bänkchen darunter Schatten geben. Daneben befindet sich ein sechseckiger Brunnen. Die Szenerie mit dem Türkis- Wasser des Bodensee im Hintergrund, lud zum verweilen und fotografieren ein. Unsere Hunde würden gerne ans Wasser gehen, allerdings ist das Wasser ca. 1,80 Meter weiter unten. Es gibt leider keine Treppe an den See. Wir laufen weiter an der Promenade entlang. Irgendwann kommt die große Wassertreppe auf der linken Seite. Dort sind wieder sehr viele Menschen. Die Jungs würden am Liebsten aus der schmalen Rinne trinken, da sie Durst haben. Ich gebe ihnen von meinem Wasser aus der Hand, dann laufen wir weiter Richtung Hafen. Kurz vor dem Ausgang am Hafen setzen wir uns auf die Mauer und schauen hinaus auf den Bodensee. Der Tag ist schnell vorbei gewesen. Es war toll. Nachdem wir sicherlich 20 Minuten auf der Mauer saßen laufen wir weiter in Richtung Ausgang. Am Ausgang gibt es eine Bäckerei, wo ich für die Überfahrt zwei belegte Brote hole. Diese beiden Stullen kosten mir knapp 10 Euro. Nach dem Ausgang warten wir auf das Schiff. Die Menge wird wieder größer bis das erste Schiff nach Romanshorn (CH) ablegt. Das zweite Schiff geht nach Friedrichshafen. Auf der Fähre genießen wir die Sonne und den Fahrtwind und freuen uns über den Tag den wir verbracht haben. Das die Stullen fast 10 Euro gekostet haben, störte uns dann nicht mehr 🙂

 

Montag 10. September 2018

Heute ist wieder ein schöner Tag am Bodensee. Doch heute lassen wir es erst mal langsam angehen. Die Wäsche muss gewaschen werden, sonst wird sich in unserem kleinen WC bald die Wäsche stapeln. Also wasche ich zuerst mal unsere Wäsche. Alles zusammen auf 40 Grad jedoch für zwei Runden. Nach dem Frühstück hängt Michael unsere Wäscheleine auf und ich gehe mit unseren Jungs eine Runde spazieren. Eigentlich wollte ich den Tag nicht nur auf dem Platz verbringen und so plane ich einen Ausflug ins nahe gelegene Lindau. Ich mache mich etwas schlau und befinde die Idee als gut genug um den Nachmittag in dem pittoresken Örtchen zu verbringen. Gegen 15:30 packen wir unsere Sachen und fahren nach Lindau. Kurz vor der Brücke zur Insel Lindau finden wir einen Parkplatz. Wir schlendern zuerst etwas Richtung Brücke, vorbei an einem wunderschön angelegten Park. Auf der Insel Lindau, erkunden wir zuerst die kleinen Gassen nach Geschäften für den täglichen Bedarf. Das nächste Ziel ist die Sparkasse Lindau. Danach begeben wir uns auf direkten Weg zum Hafen. Der Ausblick auf Löwe und Leuchtturm in der nachmittäglichen Sonne ist grandios. Wir laufen zuerst Richtung Turm. Michael geht diesmal alleine und ich bleibe bei meinen Jungs. Von da oben bot sich für Michael eine grandiose Aussicht. Während ich an der Hafenmauer saß nutzte ich die Zeit das kostenfreie WLan zu nutzen, dass es in der ganzen Altstadt zu geben scheint. Eine tolle Sache! Ich checke meine E-Mails in Ruhe und schreibe ein paar Nachrichten. Als Michael wieder kommt laufen wir weiter. Auf der linken Seite scheint ein nobles Restaurant zu sein. Eil.Gut.Halle steht auf der Fassade. Durch ein Fenster sieht man im Restaurant einen alten Traktor stehen. Knall rot ist er und bei näherem hinsehen bestätigt sich mein Verdacht: Es ist ein Porsche-Traktor. Neugierig rücke ich näher an das Fenster heran und sehe, dass in dem Restaurant ein Schwerlastregal steht. Auf dem Schwerlastregal stehen mehrere Oldtimer. Unter anderem ein Porsche 911 Coupè aus den frühen 70ern. Ehrfürchtig trete ich mit meinen ollen Wanderklamotten ein und frage den Kellner ob ich von den Autos Bilder machen dürfte. Gott sei Dank war er damit einverstanden. Nachdem ich mich in diesem noblen Ambiente umgesehen habe und der Duft von Essen lockte, machten wir uns auf die Suche nach Essen. Bezahlbarem Essen. Fündig wurden wir auf der anderen Seite der Mauer (Löwenseite). Dort befindet sich eine Art Imbiss der eine doch rech ansehnliche Speisekarte hat und einen tollen Blick über den ganzen Platz bietet. Wir bestellen Hotdogs und Kartoffeltaschen und jeder trinkt dazu eine Holunderschorle. Der Imbiss gehört zum wunderschönen Römusbad Lindau. Nach dem essen laufen wir über die Mauer zum Löwen, bevor wir uns langsam auf dem Rückweg begeben. Auf dem Weg zurück entdecke ich noch hier und da das ein oder andere Schätzchen an Architektur. Um 20:30 Uhr sitzen wir im Auto und fahren zum Campingplatz nach Gohren zurück. Zurück am Platz, gehe ich duschen, arbeite noch an meinem Blog und lege mich gegen 23 Uhr müde ins Bett.

 

Dienstag 11.September 2018

Der Wecker klingelt wieder einmal um 06:30 Uhr. „Warum so früh?“ dachte ich mir schlaftrunken. Doch dann fiel mir ein, dass wir heute einen weiten Weg vor uns haben. Wir fahren zu unseren eidgenössischen Freunden in die Schwiiitz, zum Schweizer Niagarafall dem Rheinfall. Nachdem ich mindestens 30 Minuten auf „Schlummern“ gedrückt habe, bringe ich es endlich übers Herz aufzustehen. Ich schlendere langsam zu den Waschhäusern um mich für den Tag fit zu machen.  Vor der Fahrt in die Schweiz habe ich allerdings noch etwas zu erledigen. Ich muss klären, ob unser Aufenthalt am Platz auch bis Freitag in Ordnung geht. Unser erhoffter Landvergnügen Platz in Überlingen steht leider nicht zur Verfügung weil dort Apfelernte ist und Obstkisten wohl über den ganzen Hof verstreut sind. Gegen einen längeren Aufenthalt, hatte man zu diesem Moment an der Rezeption nichts. Zurück am Wohnwagen gab es ein schnelles Frühstück. Kurz vor zehn (also doch später als geplant) packen wir unsere sieben Sachen und fahren los. Auf dem Weg zum Rheinfall nehmen wir hauptsächlich die Bundesstraße und ein Stück Autobahn. Die Landschaft gestaltete sich nach dem Bodensee sehr ländlich. Teilweise erinnerte sie mich an die fränkische Schweiz oder das fränkische Weinland. Je nach Blickwinkel. An der Grenze werden unsere Pässe kontrolliert und wir werden gefragt, weshalb wir in die Schweiz fahren. Zum Abschied gab uns der Herr Zollbeamte noch den Rat, die Bundesstraße nur bis Hüblingen zu nehmen, da sie danach mautpflichtig ist. Gesagt getan. Auf dem Weg zum Rheinfall fällt mir auf, dass die Ortschaften relativ unschön sind. Man könnte auch in Fürth in der Kalbsiedlung vorbei fahren und es gäbe keinen großen Unterschied. Von der Schweiz erwartet man halt schon etwas anderes irgendwie. Am Rheinfall angekommen, parken wir unseren Caddy auf einem Parkplatz in der Nähe des Wasserfalls. Auf dem Weg nach unten sehen wir auf dem Rhein einige kleine Schiffe fahren. Ich erkundigte mich nach dem Preis für die Schiffsfahrt und wir entscheiden uns für die mittlere Fahrt. Die Hunde durften natürlich mit. Auf dem Boot wird es schnell eng. Das Fotografieren haut nicht so richtig hin, weil man sich gegenseitig im Weg sitzt. Aber ein Erlebnis ist es allemal. Nach der Bootsfahrt beschließen wir auf einer Parkbank eine Kleinigkeit zu essen. Wir genießen noch etwas den Blick auf den Rheinfall und fahren dann wieder Richtung Deutschland. Auf dem Rückweg beschließen wir in Meersburg anzuhalten und dort den Abend zu verbringen. Wir finden sofort ein wunderschönes Lokal mit Aussicht auf den Bodensee und einer ganz tollen Athmosphäre. Den Rest des Abends saßen wir am Kai und bewunderten die dortige, magische Säule mit ihren bizarren Figuren. Wie wir später erfahren sollten, haben diese Figuren eine gewisse Bedeutung. Als wir uns auf dem Weg zum Campingplatz machen, ist es schon dunkel. Den restlichen Abend verbringe ich mit der Arbeit an meinen Bildern.

 

Mittwoch 12. September

wir schlafen normalerweise nie so lange, allerdings sind wir am vorherigen Abend auch sehr spät ins Bett gekommen. Der heutige Tag will irgendwie nicht richtig starten. Wir beschließen heute einen Strandtag einzulegen um das gute Wetter noch auszunutzen. Nach dem Mittagessen gehen wir für ein paar Stunden an den Strand. Ich leihe mir ein SUP (Stand Up Paddle) aus und bereue die Entscheidung sofort. Will ich wirklich mit einem SUP auf diesen See? Normalerweise bin ich kein Angsthase und mir macht es auch nichts aus ins Wasser zu fallen. Ich war in meiner Jugend beim DLRG und habe dort meinen Rettungsschwimmer gemacht. Als Jugendliche war das Schwimmen mein größtes Hobby. Alles drehte sich um das kühle Nass. Erst im Internat habe ich den Spaß daran verloren. Ich hatte nie angst vor dem Wasser, aber Respekt. Ich weiß wie schnell man sich selbst überschätzt und das Wasser unterschätzt. Der Bodensee ist jetzt kein Tümpel, bei dem man nach ein paar Metern schwimmen wieder draußen ist. Ich überlege kurz und trotz meiner Zweifel, packe 15 Euro auf den Tisch und leihe mir ein SUP. Die Dame vom Verleih gibt mir einen Anmeldebogen. Ich fülle diesen aus und gebe ihn ihr zurück. Danach fragt sie nach einer Sicherheit. Sie schreibt sich die Nummer meines Personalausweises auf. Als würde ich jetzt mit dem Ding rüber in die Schweiz abhauen, dachte ich in diesem Moment. Sie zeigt mir schnell wie ich das Paddle einstelle und wie ich das SUP am Besten anpacke. Das Teil ist erstaunlich schwer. Die Dame vom Verleih gibt mir bis 16:30 zeit. Sie selbst wird mit einer Kundin im Schlepptau auf dem Bodensee unterwegs sein. Vermutlich wollte sie zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Hätte ich eingewilligt den Kurs zu machen, wäre das für die Dame ein Umsatz von 90 Euro – für eine Stunde Arbeit! Ich bin nicht der Typ für Gruppenkurse und möchte einfach in Ruhe meine Grenzen testen. Bei Gruppenkursen kommt man sich blöd vor, wenn etwas nicht so klappt wie man es gerne hätte. Blamieren will man sich nicht. Ich packe also das SUP und setze es auf das Wasser. Zuerst schiebe ich das SUP etwas weiter rein, bis ich bis zur Hüfte im Wasser stehe. Dann knie ich mich zuerst hin und paddle weiter raus. Ich möchte mein Können nicht im Flachen austesten. Beim letzten Mal, habe ich 2 Mal gebraucht bis ich unfallfrei stehen konnte. Nach zwanzig Metern versuche ich mein Glück. Ich versuche aufzustehen und mache den Fehler dabei nach unten zu schauen. Das Wasser ist so klar, dass ich den Grund sehe. Sofort kommt Panik in mir auf. Ich paddle eine Weile so weiter. Die SUP-Trainerin und ihre Schülerin sind derweil schon Richtung Lindau unterwegs. Sogar die Schülerin steht relativ sicher auf dem SUP. Trotz der Bedenken, siegt mein Ehrgeiz und meine Angst vor einer Blamage. Ich stehe auf und brauche ein paar Minuten mich an das Schaukeln des SUP zu gewöhnen. Ich verlagere mein Gewicht und versuche halbwegs kraftvoll zu paddeln. Ein paar Minuten und ich manövriere das Teil relativ sicher über den Bodensee. Es macht mir sogar richtig Spaß und ich genieße die Aussicht auf die Landschaft. Ich sehe einige zig Meter weiter ein Schiff der BSB auftauchen. In dem Moment als ich an den Wellengang denke, den das Schiff erzeugt, liege ich auch schon im See. Ich schlucke etwas Wasser und versuche mich wieder auf das SUP zu hieven. Mit aller Kraft zerre ich mich auf das Board zurück. Ich lasse mir ein paar Minuten zeit, bis ich wieder einen Versuch wage. Diesmal läuft es sehr gut. Ich paddle in Richtung eines Pfahls, der die 40 Meter Grenze für Boote markiert. Ich umkreise den Pfahl mehrere Male und paddle wieder hinaus. Ich halte Ausschau auf die Trainerin und ihre Schülerin. Sie haben es recht weit geschafft, während ich immer in der Nähe blieb. Aber das reichte mir aus. Als die beiden bei mir ankamen, drehte ich das SUP. Irgendwie habe ich meinen Halt verloren und bin dann seitlich im Wasser gelandet. Wieder einmal schluckte ich Seewasser. Es machte mir nichts aus, denn es war ja nicht das erste Mal in meinem Leben. Ich kämpfte mich zurück auf das SUP und paddelte den Rest im Knien, weil ich vermeiden wollte ins flache Wasser zu fallen. Ich hievte das SUP aus dem Wasser und brachte es zum Verleih zurück. Dort angekommen versuchte die Trainerin mich davon zu überzeugen, dass es besser wäre, wenn ich mal bei ihr einen Kurs mache. So wäre ich wohl eher eine Gefahr für mich selbst. Ich lehnte dankend ab und argumentierte, das wir am Freitag schon abreisen und morgen das Wetter sowieso zu schlecht wird zum paddeln. Zurück am Strand gehe ich mit meinen Jungs noch ein paar Runden schwimmen, während Michael die Ruhe genießt und es sich auf unserer Picknickdecke bequem macht. Der Abend ist wieder vollkommen unspektakulär.

 

Donnertag 13. September

Der Tag beginnt sehr zäh. Wir sind beide komplett platt. Vermutlich waren wir zu lange in der Sonne, denn Michael hat Kreislaufprobleme. Wir haben beide Kopfbedeckung getragen und ich hatte im Wasser sogar ein langes T-Shirt über meinem Badeanzug. Wir dachten auch an Sonnencreme, allerdings hat keiner von uns einen Sonnenbrand. Es fühlt sich eher an wie ein Kater nach einem Saufgelage. Wir brauchen beide sehr lange um aufzustehen. Gegen neun Uhr stehen wir auf und bereiten unser Frühstück vor. Wolken sind am Himmel und der Wetterbericht sagt für den Nachmittag Regen vor. Wir wollten Nachmittags eventuell in das Dornier-Museum gehen. Vorher müssten wir unser Sonnendach abbauen, damit es trocken bleibt. Morgen früh wollten wir ja abhauen. Ich gehe mit den Jungs eine Runde zum Strand, damit diese zu ihrem Recht kommen. Danach packe ich schnell die Geschirrkiste, um das gebrauchte Geschirr abzuspülen. Nach zwanzig Minuten komme ich zurück und finde Michael vor, wie er das Vordach abbaut. Ich wundere mich noch über den wütenden Gesichtsausdruck und ahne nichts ahne nichts gutes. „Wir müssen abhauen!“ sagt er mir ziemlich angefressen. Soeben war jemand da und hat ihm gesagt, dass wir JETZT den Platz räumen müssen, denn dieser wäre für den nächsten Gast reserviert. Ein Blick auf unser Auto und ich sehe, dass Michael unsere schweren Sachen schon in den Caddy gepackt hat. Ich hatte erst am Dienstag mit einer Angestellten gesprochen, dass unser Aufenthalt bis Freitag in Ordnung gehen würde. Und nun das? In einem rotzigen Tonfall erklärte man Michael er muss jetzt seine Sachen packen und gehen. Was ich nicht verstehe, ist das man uns nicht in der Früh gleich Bescheid gesagt hat, damit wir in Ruhe unsere Sachen packen können. Ich ging vor zur Rezeption um den Vorfall zu klären und hoffe auf eine Schonfrist. An der Rezeption erkläre ich die Sachlage. Uns hat niemand gesagt, dass der Platz reserviert ist. Im Gegenteil: Am Dienstag meinte man noch, das ein Aufenthalt bis Freitag Früh in Ordnung gehen würde. Als Antwort bekam ich: so war das aber nicht ausgemacht. Wie bitte?! Resigniert ging ich zurück an unseren Platz und packte mit an. Um 12:30 Uhr hatten wir den Wohni am Haken. Beim Bezahlen dann der nächste Schlag. Bei der Ankunft erkundigten wir uns, ob die ADAC CampCard gültig sei, denn laut ADAC App war sie es. Nun wurde uns gesagt, das dies aber erst nach dem 09.09. der Fall sei. Am Preis war nichts zu handeln. Wir waren aber nicht bereit den heutigen Tag komplett zu bezahlen. Wenigstens gab es da ein Einsehen und auf Grund der misslichen Lage ließ man uns noch schnell die Duschen benutzen. Als ich nach dem Duschen zum Auto kam, stand Michael vor dem Auto und telefonierte. Jemand auf dem Campingplatz hatte meine Geldbörse am Strand gefunden. In meinem Geldbeutel war die Mitarbeiter-Bonuskarte von Michaels Arbeitgeber. Das Paar rief bei Ebl – Naturkost in Fürth an und fand so die Nummer von Michaels Handy raus. Das nette, ehrliche Paar kam mit seinen beiden Hunden an. Ich hatte sie schon des öfteren über den Platz laufen sehen. Wie sich herausstellte, haben die beiden versucht in der Rezeption herauszufinden wo sich Herr Gögele und Frau Schülein aufhalten. Auch hier war keiner Willens ihnen zu helfen oder den Geldbeutel entgegen zu nehmen. Ein Hoch auf diese beiden Menschen. Vermutlich hätte ich erst zu spät herausgefunden, dass mein Geldbeutel nicht mehr im Deckelfach meines Rucksackes ist. Im Geldbeutel waren (bzw. sind) Führerschein, Personalausweis, Visa-Card und EC-Karte. Die Beiden haben sich die Mühe gemacht bei Ebl anzurufen und nach Michaels Telefon-Nummer zu fragen, weil das Personal des Platzes nicht willens war zu helfen. Glücklich und dankbar darüber, dass es solche Menschen gibt und wütend über die Faulheit des Campingplatz Personals, kratzten wir die Kurve. Vielen Dank Familie Jodel! Auf Grund des überstürzten Abbruchs, hielten wir auf einem Parkplatz kurz an um uns im Landvergnügen-Katalog einen Hof auszusuchen. Der Hof in Wagen im Allgäu war schon voll. Toiletten waren zudem nur während der Geschäftszeiten frei zugänglich. Kurzerhand entschließen wir uns dazu, wieder nach Rückholz zu fahren. Nach 1,5 Stunden kamen wir an, koppelten den Wohni ab und fuhren in den Landgasthof Bären Burg (Bärengarten). Frau Schmid hat uns diesen tollen Landgasthof empfohlen. Der Landgasthof verfügt über einen riesigen Kräutergarten. Die Besitzer bauen im Garten auch Gemüse und Obst an. Michael und ich schafften die großen Portionen nur mit Mühe. Ich kaufte nach dem Essen noch ein paar selbstgemachte Sachen ein. Kräutersalz, Pfeffer und ein Kräuterbuch. Auf dem Rückweg fuhren wir über nasse Straßen. Es hatte hier und da schon zum Regnen angefangen. Zurück auf dem Hof fiel mir ein klitzekleiner Wohnwagen auf. Er passte in eine der Parkbuchten vor der Ferienpension. Wir packten unsere Klamotten in den Wohnwagen, als gerade ein grüner VW Caddy auf den Hof fuhr und neben dem Wohnwagen parkte. Ein junges Paar steigt aus. Wie sich herausstellt, sind die beiden von Siegen hier her gefahren um am Samstag an einem Ralley-Obedience Tournier mit ihren Hunden teilzunehmen. Sie sind schon seit 2015 mit Landvergnügen unterwegs. Auch sie haben keine Batterie an Bord ihres kleinen Caravans. Während wir ein Klo haben (welches wir nicht nutzen) hat ihr Wohnwagen keines. In ihrem Caddy mit Flügeltür scheinen sie auch schon geschlafen zu haben. Wir tauschen uns über Wohnwägen, VW Caddy und Hunde aus. Danach gehen Michael und ich mit den Hunden eine größere Runde über die kleine, kaum befahrene Landstraße. Wir entdecken einen Igel, der Schutz sucht, einen Frosch, der mitten auf der Fahrbahn sitzt und mehrere, sehr neugierige Ponys. Danach geht Michael ins Bett und ich sitze noch, bis mein Tagebuch für die letzten zwei Tage endlich fertig ist!

 

Die Tage danach verbrachten wir bei meiner Internats-Freundin Bernadette, welche mit ihrer Familie in der Nähe von Halblech einen Bauernhof betreibt.