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Vanlife Weekends



Das Thema Vanlife ist ja wirklich sehr vielfältig. Die wenigsten unter uns können es sich vorstellen dauerhaft als Vanlife-Nomade zu leben. Das Hamsterrad dreht sich unentwegt und der Ausstieg aus dem normalen Leben mit all seinen Facetten ist nicht gerade einfach. Dies berichten auch jene, die den Ausstieg schon einmal geschafft haben und wieder ins normale Leben zurück mussten oder wollten. 

Wir haben letztes Jahr zum ersten Mal in das Vanlife rein schnuppern können. Letztes Jahr konnten wir an vier Wochenenden das Leben im Van austesten. Zusätzlich hatten wir 1 x 10 Tage und 1 x 14 Tage Urlaub. Ich hatte in meinem letzten Job leider nur 24 Urlaubstage pro Jahr. Die meisten Wochenenden waren bei uns fast immer mit Arbeit voll. Da wir wenige Wochenenden gemeinsam frei haben, ist es nicht immer einfach spontan Zeit zu finden. So viel zum Thema Hamsterrad. Ich finde es wichtig, auch einmal aus dem Hamsterrad auszusteigen. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich manchmal etwas neidisch bin, wenn ich sehe wieviel Zeit andere Menschen zur Verfügung haben. Ich hoffe, dass 2020 etwas anders wird, was das angeht.  Schon jetzt habe ich viele Ideen, die ich gerne in die Tat umsetzen möchte. Aber zuerst erzähle ich Euch von unseren Microabenteuern von 2019.


Das erste Wochenende verbrachten wir auf einem Weingut, welches wir über Landvergnügen gefunden haben. Der Hof befand sich im schwäbsichen Geddelsbach. Angereist sind wir an einem Samstag im Juni. Wir haben zu Abend gegessen und sind hinterher noch für einen Spaziergang zu den Weinbergen hoch gelaufen. Von dort aus hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf das Brettachtal. Am nächsten Tag besichtigten wir Maienfels. Ein kleines, romantisches Örtchen mit der gleichnamigen Burg. Wir sind etwas durch den kleinen Ort spaziert und bewunderten die wunderschönen Häuschen. Auf dem Rückweg sind wir über die Autobahn und Landstraße nach Mailheim um dort noch mal kurz einzukehren. Alles in allem ein gelungenes Wochenende.

 

Das zweite Wochenende war ziemlich hektisch und kurz. Da Michael am Samstag arbeiten musste, fuhren wir erst am Sonntag früh in die Fränkische Schweiz. In der fränkischen Schweiz gibt es leider nicht so viele Landvergnügen Höfe, obwohl es sehr viel Landwirtschaft gibt. Über die Park 4 Night App fanden wir einen Stellplatz bei einem Gasthof. Der Hof ist bekannt unter Campern und es gibt dort auch extra Stellplätze für Wohnwägen und Wohnmobile. Wir sind Nachmittags wandern gegangen und haben nach dem Abendessen ein paar Spiele gemacht. Wie immer, wenn wir im Caddy schlafen, gehen wir relativ früh ins Bett, denn wir mussten am Morgen wieder nach Hause fahren um unseren Jobs nach zu gehen.

 

Das dritte Wochenende, welches wir mit dem Caddy aus dem Alltag geflüchtet sind, war das schönste. Es war nicht der Stellplatz, der es so besonders gemacht hat. Wir sind Am Samstag den 29. Juni nach München gefahren um meinen Onkel zu treffen. Wir hatten uns schon länger nicht mehr gesehen. Zuerst haben wir zu Abend gegessen und hinterher saßen wir noch lange zusammen. Geschlafen haben wir in unserem Caddy auf der Einfahrt. Also relativ unglamourös. Am nächsten Tag standen wir sehr früh auf um vor der Hitze des Tages einen schönen Platz im Schatten zu finden. Frühstück gab es auf dem Balkon. Zuerst hatten wir keinen Plan wohin, denn es ist nicht so einfach einen schönen Platz zu finden, wenn man Hunde dabei hat. Aber wir haben DEN Platz gefunden.  Ein Schleichweg führte bis 25 Meter an das Ufer der Leitzach heran und wir standen genau so, dass die Fichten um uns herum Schatten spendeten. Die Hunde hatten ihren Spaß im Wasser. Leider war der Fluss zu seicht um darin zu schwimmen, aber zum abfrischen reichte es. Wir hatten an diesem Nachmittag Quality Time: In der Hängematte richtig abhängen, Uno spielen, einfach nur Gott und die Welt quatschen. Gegen 15:00 Uhr packten wir unsere Sachen und fuhren nach Oberpframmern zum Badesee. Während Michael mit den Hunden im Auto döste, zogen mein Onkel und ich unsere Bahnen. Danach fuhren wir zurück in die Wohnung meines Onkels und machten uns frisch. Zum krönenden Abschluss packten wir unseren Picknick-Koffer und fuhren zum Michaelisgarten. Der Michaelisgarten befindet sich in einem Park in München. Die halbe Stadt schien unterwegs zu sein. Nach dem Essen gingen wir noch mal eine Runde durch den Park. Als es dunkel wurde, fuhren wir über die Autobahn wieder nach Hause.

 

 

Das vierte Wochenende, an dem wir vor dem Alltag geflüchtet sind, fand erst fast 10 Wochen später statt. Im Juli hatten wir fast 2 Wochen Urlaub und danach war alles so stressig, dass keine Zeit blieb. Den Urlaub haben wir auch im Caddy verbracht, aber dazu später mehr. An diesem Wochenende Mitte September führte uns der Zufall in das schöne Altmühltal. Nachdem das Thema Landvergnügen etwas zu kurz kam, wollten wir noch mal zum Abschluss der Saison noch mal auf einen Landvergnügen-Hof. Gefunden haben wir den Landgasthof Schneider in Essing. Durch Michaels Dienst, kamen wir erst am Samstag Abend an. Der Platz, der uns zur Verfügung gestellt wurde, war ein normaler Parkplatz zwischen Landwirtschaftlichen Fahrzeugen und einer Scheune. Nach dem Abendessen entschieden wir uns, einen anderen Platz zu nehmen. Durch Zufall fanden wir einen einfachen Platz neben einem Sportplatz und am Ufer der Altmühl. Am Morgen schwebte der Nebel über der Altmühl. Ein wunderschöner Anblick. Zuerst fuhren wir zurück zum Landgasthof Schneider um zu frühstücken. Danach fuhren wir nach Kelheim um die Befreiungshalle anzuschauen. Die Sonne stach an diesem Tag wieder sehr stark herunter. Wir suchten lange nach einem schattigen Plätzchen. An der Donau fanden wir eines. Dort kochten wir erst mal einen Kaffee und versuchten uns nicht von der Sonne verbrennen zu lassen. Nur ein kleines Bäumchen neben dem Auto lieferte ein kleines bisschen Schatten. Wir machten beide ein kleines Schläfchen im Auto und brachen gegen Nachmittag die Zelte ab. Wir wollten noch Kloster Weltenburg und den Donau Durchbruch sehen. Das schafften wir auch, aber nachdem tausend andere unterwegs waren, beschlossen wir das Kloster links liegen zu lassen. Den Donaudurchbruch schafften wir Gott sei Dank noch. Es war ein sehr kurzes, stressiges Wochenende. In Zukunft möchte ich diese Microabenteuer etwas anders planen.

 

Nach den Wochenenden und unseren beiden Urlauben im Caddy, kann ich sagen, dass es nicht immer einfach ist das Vanlife. Wenn man in einem Auto reist, das so wenig Platz zur Verfügung hat, muss man aufpassen, dass man sich nicht gegenseitig auf die Pelle geht. Das sieht man auf den Instagram Posts nicht. Es ist auch nicht immer einfach einen schönen Platz zu finden, wo man gerne verweilt. Die wirklich schönen Plätze sind stark frequentiert oder schlecht zu erreichen. In unserem Urlaub waren wir auf Campingplätzen, auf Bauernhöfen (Landvergnügen). Wir hatten auch ein paar Tage den ein oder anderen Platz zum Freistehen. Einer davon war der Wanderparkplatz im Kühtai. Das war die erste Nacht wo wir frei gestanden sind. Es war teils sehr abenteuerlich und teils auch anstrengend.

 

Das Vanlife im Caddy hat viele Vorteile aber auch fast gleich viele Nachteile. Die Suche nach einem geeigneten Platz ist nicht immer einfach. Manchmal sehnt man sich nach einem Rückzugsort, nach Privatsphäre und nach einer sauberen Toilette die nicht Kilometer weit entfernt ist. Auf Instagram verkaufen wir Euch die Vorteile dieses Lebens im Van. Aber eines kann ich Euch sagen: Ich war noch nie so froh nach einer längeren Tour wieder zu Hause zu sein. Dieses Gefühl hatte ich mit dem Wohnwagen eigentlich nie. Im Wohnwagen fühlte ich mich immer wie zu Hause. Dafür fehlte mir beim Camping mit dem Wohnwagen die Flexibilität an Orten zu übernachten, an die man nicht so einfach hin kommt. Auf Instagram ist das Thema Vanlife so sehr gehypt das keiner mehr an die Realität denkt. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Leider vergessen das die Meisten.