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Leben unter Hunden



Wer einmal einen Hund hatte, der wird immer wieder auf den Hund kommen. Das ist meine feste Überzeugung. Ich bin mit Katzen und Hunden aufgewachsen, allerdings hatte ich nie ein solch starke Bindung zu einer Katze wie ich es zu meinen Hunden habe. Meine Hunde habe ich von Welpenalter an. Die Hundeerziehung ist nicht einfach, weil jeder Hund unterschiedlich ist. Ich habe hier zwei starke Charaktere welche nicht unterschiedlicher sein könnten. Während die durchschnittliche Katze mit sich selbst beschäftigt ist, indem sie draußen herum stromert, haben Hunde heute kaum mehr eine Aufgabe, außer Familienhund zu sein. Katzen sind ortsgebunden. Hunde sind an den Menschen gebunden bis zum Tod. Es gibt natürlich Unterschiede von Rasse zu Rasse. Es gibt pflegeleichte Rassen und welche, die viel mehr Aufmerksamkeit verlangen.

 

Zu diesem Typ gehören hauptsächlich Arbeitshunde. Also Hunde die auf wünschenswerte Eigenschaften über Jahrhunderte selektiert wurden. Meine beiden Parson Russell Terrier gehören zu dieser Gattung. Es sind Arbeitsterrier - selektiert auf jagdliche Eigenschaften. Parson Russell Terrier sind sogenannte Solitärjäger. Hunde die selbständig bei der Jagd Entscheidungen treffen, weil der Hundeführer nicht in direkter Reichweite ist. Diesen Hunden ist selbständiges Denken angezüchtet worden um sie zu effektiven, aber dennoch besonnenen "Jagern" ( Der Jäger ist der Mensch, Jager der Hund) zu machen. Für den Normalhundehalter sind solche Hunde eigentlich nicht geeignet - vor allem dann nicht wenn der Mensch zu wenig Zeit oder Durchsetzungsvermögen hat. Es ist nicht immer einfach konsequent Regeln durchzusetzen, wenn der Alltag einen fordert und man noch andere Dinge im Kopf hat. Aus diesem Grund gibt es so viele unterforderte Hunde, die am Rad drehen. Terrier sind extrem intelligent. Manchmal denke ich sie sind intelligenter als der ein oder andere Zweibeiner. Hunde wurden Jahrtausende auf Kooperation gedrillt. Sie möchten mit uns interagieren und verlangen von uns Führung. Hunde beobachten uns Menschen den ganzen Tag - es sei denn sie essen oder schlafen. Sie lesen in uns und verstehen viel früher unser Verhalten, als wir es es bei ihnen tun.

 

Unser Mika ist ein gutes Beispiel dafür, dass Hunde strategisch denken können. Ich bin mir auch sicher, dass sie einen manchmal mit Absicht ärgern um Aufmerksamkeit zu erregen. Er hat mir schon öfter die Klobürste vor die Füße geworfen und dadurch weiß er ganz genau, dass mich dieses Verhalten nicht gerade glücklich macht. Ich setze mich eines Mittags mit einer Suppe an den Tisch, da kommt er mit besagter Klobürste angedackelt und wirft sie mir wieder einmal vor die Füsse. Unter schimpfen und fluchen packte ich die Bürste und verstaute sie dort, wo sie hin gehört und wasche mir die Hände. Als ich ins Wohnzimmer zurück kam, stand Mika mit den Vorderbeinen auf dem Esstisch und steckte mit seiner Nase in der Suppenschüssel und schlabberte genüsslich meine Suppe.  Reiner Zufall oder reine Berechnung?! Viele Menschen zweifeln daran, dass Hunde solch strategische Masterminds sein könnten.

 

Eigentlich ist das Ganze nicht verwunderlich, wenn man daran denkt, welche Strategien Wölfe entwickeln um schnell und vor allem ohne großen Energieaufwand an Futter zu kommen. Wölfe sind wahre Meister wenn es darum geht, Weidezäune auszutricksen. Ein paar Schafe sind schneller gerissen wie ein Rehe, welche oft erfolgreich vor dem Predator flüchten. Eine eingepferchte Schafherde dafür, bietet in etwa den gleichen Komfort wie der Drive In bei McDonals. Dennoch ist es für den Wolf nicht immer einfach ein Schaf zu reißen und es in Ruhe zu verspeisen. Die Viehhalter lassen sich viel einfallen um den Wolf fern zu halten. Weidezäune die unter Strom gesetzt sind, Flatterbänder, Herdenschutzhunde und spezielle Gatter helfen nicht immer - Zum Leid vieler Nutztierhalter. Da nützt auch die beste Wildkamera nichts, denn Wölfe dürfen nur unter strengsten Voraussetzungen erlegt werden. Wölfe und Hunde sind Rudeltiere - Alles steht und fällt mit der Kooperationsfähigkeit. Jedes Tier hat eine Bestimmung und Aufgabe. Kooperation ist deswegen überlebenswichtig. weil Einzelgänger schnell zum Opfer werden. Der Wolf hat seine Überlebensstrategien. Das einzige Tier, was ihm überlegen ist, ist der Mensch und der hat ihn fast an den Rand der Ausrottung gebracht. 

 

In vielen Hunden steckt noch dieses alte Erbgut. Vor allem in Rassen, welche nicht darauf selektiert wurden nur schön auszusehen, sondern auf z.b. jagdliche Leistungsfähigkeit. So ist dies auch beim Parson der Fall. Ich bin mit Rottweilern aufgewachsen. Rottweiler sind über Jahrhunderte selektiert worden. Man geht davon aus, dass es sie schon im römischen Reich gab. Über diese Jahrhunderte verlor der Rottweiler viele seiner natürlichen Instinkte. Der Parson zeigt davon noch einige, weil er "nur" über zwei Jahrhunderte selektiert wurde. Form follows Function ist die Devise. Wenn wir also wissen, dass Wölfe Strategien entwickeln, die sie vor dem Verhungern bewahren, warum sollte das bei einem kleinen, verfressenen 8,5 KG Terrier anders sein?

 

Ein Hundeleben kann man nicht auf einfache Dinge wie Spaziergänge und Kuscheleinheiten herunterbrechen. Da ist noch so viel mehr. Viel Schönes, aber auch die ein oder andere Herausforderung. Die Erziehung eines Hundes kostet Zeit und Energie. Vor allem bei Hunden die intelligent sind, denn diese beschäftigen sich selbst - wenn es sein muss mit der Zerstörung Deiner Inneneinrichtung. 

 

 

Unsere Hunde sind fast immer bei uns. Unser Auto ist für sie ein rollendes zu Hause. Dort haben sie eine geräumige Box und eine warme Unterlage. Wenn wir mit dem Caddy im Campingmodus unterwegs sind, wird der Platz schon etwas knapp. Die Hunde liegen Nachts entweder auf den Vordersitzen oder am Fußende. Manchmal verkrümeln sie sich auch unter das Bett, wo meistens auch noch eine Decke liegt.