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Der Stein und das Ich



Wir haben immer über alles und jeden eine Meinung. Auch über uns selbst. Selten sind wir in der Lage die Dinge objektiv zu betrachten. So wie man einen Stein betrachtet, den man vom Strand aufgelesen hat. Man fühlt seine Oberfläche, sieht seine vom Wasser abgeschliffenen Kanten. Wir betrachten diesen Stein völlig objektiv. Sehen seine Farben, seine Maserungen. Nie würde uns dabei etwas negatives in den Sinn kommen.

 

Wenn wir uns selbst betrachten, fehlt uns diese nüchterne Objektivität. Oft sehen wir uns völlig anders, als es unsere Mitmenschen tun. Gerade wir Frauen neigen dazu, uns selbst übermässig zu kritisieren und uns negative Glaubenssätze in unser Gehirn zu implantieren. Negative Glaubenssätze haben ihren Ursprung in der Kindheit, aber so weit will ich gar nicht auf dieses Thema eingehen. Es geht darum, was es mit uns macht. So negativ wie wir über uns denken, denken wir auch oft über andere. Ich habe nie verstanden, warum meine Mutter immer so kritisch mir gegenüber war und warum sie nie etwas positives mit mir assoziierte. Als Erwachsene kam ich dahinter, das es wohl mehr mit ihr selbst zu tun hat, als mit mir. Auch heute noch ist es so, dass ich selten etwas richtig machen kann. Aber das ist ihr Blick auf die Welt, der nicht die Realität widerspiegelt, sondern die Erfahrungen einer anderen Person.

 

Menschen die ständig an anderen etwas auszusetzen haben, sind mit sich selbst nicht im Reinen und ganz ehrlich: Ich bin es auch nicht. Aber ich bin mir dessen bewusst und weiß das, dass Bild, was ich von mir habe, nicht der Realität entspricht. Wenn ich mir dessen bewusst bin, bin ich schon mal einen Schritt weiter und muss mich nicht ständig selbst, oder andere kritisieren.

 

Jeder von uns kennt so eine Person, oder ist ihr schon einmal begegnet. Die Person, die nach außen hin alles besser weiß und die andere schlecht da stehen lässt um sich selbst im Rampenlicht zu sonnen. Meistens sind diese Menschen zutiefst verunsichert, weil sie von sich selbst ein so schlechtes Bild kreiert haben, dass sie der festen Meinung sind, das es der Realität entspricht. Oft sind es diese Menschen, die nach aussen hin sehr taff wirken und die Schwächen anderer Menschen ausnutzen. Sich hinterrücks darüber lustig machen. 

 

Was sagt das über diese Person aus? Das sie ihre Traumata nicht bewältigt, sondern lieber vergräbt? Das sie ein Avatar kreiert, welches nicht der Wahrheit entspricht? Früher oder später wird dieses Kartenhaus zusammenbrechen, denn nur Authentizität hat Bestand. 

 

Der Schauspieler Jim Carey meinte dazu einmal:

Depression is your body saying f*ck you, I don’t want to be this character anymore, I don’t want to hold up this avatar that you’ve created in the world. It’s too much for me.

You should think of the word ‘depressed’ as ‘deep rest.’ Your body needs to be depressed. It needs deep rest from the character that you’ve been trying to play.”

 

Oft hängt unser Glück also davon ab, wie authentisch wir sind und wie wir mit uns selbst umgehen. Wir müssen uns nicht ständig selbst optimieren oder streng mit uns sein. Uns selbst ständig kritisieren. Die Welt tut das ohnehin schon für uns. Das einzige, was wir sein müssen ist glücklich

 

Zum Thema Mental Health möchte ich Euch folgendes Buch empfehlen:

Lars Amend - It's All Good

Der Artikel ist nicht gesponsert und das Buch habe ich selbst bezahlt.