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Meine Camper Eras


Eine neue Ära hat mit Cara, dem Knaus Südwind 450 FU begonnen.


 

Gestern hat für uns eine neue Ära begonnen. Im Laufe meiner Campinglaufbahn gab es verschiedene Lebensabschnitte, an denen ich euch heute teilhaben lassen möchte.

 

1. Ära:

Als ich etwa 8 Jahre alt war, besaßen meine Eltern einen Ford Nugget, an den ich mich nur noch dunkel erinnere. Unser erstes Wohnmobil war ein Dethleffs mit Alkoven und einem kleinen, umzubauenden Bett. Der zweite Dethleffs war größer und hatte ein französisches Bett – der Alkoven wurde natürlich zu meinem Refugium. Danach folgte ein noch größerer Bürstner, bevor mein Vater Mitte der 90er Jahre gemeinsam mit einer Wohnmobil-Manufaktur ein Monster schuf: Ein MAN-Wohnmobil wurde geboren. Anfangs gab es jedoch viel Stress und Ärger, da der Hersteller nicht ordentlich gearbeitet hatte – um es milde auszudrücken. Mein Vater fuhr in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit dem Monster zurück nach Deutschland, um schlimmere Probleme im italienischen Werk zu vermeiden. Mit 19 Jahren fuhr ich das letzte Mal mit meinen Eltern in den Urlaub. Trotz der Größe und Ausstattung des Wohnmobils war dies nicht meine Lieblings-Ära, besonders nicht, als wir mit dem riesigen Fahrzeug durch Süditalien tingelten. Anfang 20 begleitete ich meinen Vater und seinen Kompagnon Alex noch einmal auf eine Geschäftsreise nach Neapel. Zu dritt, mit Hund, fuhren wir mit dem 7,5-Tonner (inkl. Anhänger) gen Süden – im Juli 2003, als es in Neapel 43 Grad heiß war. Wir standen mit dem Wohnmobil auf einem Fabrikgelände, umgeben von Beton, ohne Vegetation oder Schatten. Bei 43 Grad wurde es im 7,5-Tonner trotz Klimaanlage sehr heiß, und unser Rottweiler Putzi litt unter dieser unerträglichen Hitze. Bevor auch noch die Klimaanlage ausfiel, schnitten mein Vater und sein Kompagnon mehrere dicke Kartons zurecht und klebten diese auf die Fenster des Wohnmobils, da die normalen Jalousien nicht ausreichten. Es wurde zwar ziemlich dunkel im Wohnmobil, aber die Klimaanlage zeigte endlich Wirkung.

 

2. Ära:

Genau zehn Jahre vergingen, bis ich das Thema Camping gemeinsam mit meinem Lebensgefährten wieder für mich entdeckte. Diesmal ging es ganz basic los, mit einem Zelt, das seine beste Zeit bereits hinter sich hatte. Man könnte denken, dass dies ein Abstieg war – vom 7,5-Tonner meiner Eltern hin zum Zelt. Rückblickend war das jedoch eine wirklich schöne Zeit für mich. Ein Jahr später kauften wir ein neues Zelt. Ein neuer Wohnwagen schien für uns noch in weiter Ferne. Doch als wir 2015 unseren Urlaub im Zelt, wegen einer Grippe abbrechen mussten, dauerte es keine zwei Monate, bis „Deffi“ vor der Tür stand.

 

3. Ära:

Deffi war ein 1993er Dethleffs-Wohnwagen, den uns mein Vater ausgesucht hatte. Mit Deffi erlebten wir eine tolle Zeit. Wir waren an der Ostsee, in Tirol und hatten noch viel mit ihm vor. Doch leider hatte der alternde Wohnwagen von Anfang an ein Wasserproblem, das sich mit der Zeit verschlimmerte. Irgendwann half auch Sikaflex nicht mehr. Da wir nicht unendlich viel Zeit und Urlaub hatten, wurden uns die ständigen Reparaturen und Wassereinbrüche zu viel. Schließlich möchte man sich erholen und nicht ständig an einer mobilen Baustelle arbeiten. Dennoch haben wir die Zeit mit Deffi sehr genossen. Er bot uns ein warmes Plätzchen im bereits herbstlichen Tirol, was bisher einer unserer schönsten Urlaube war.

 

4. Ära:

Nachdem wir unseren alten Caddy, einen 1.2-Liter-Benziner, wegen Kapazitätsproblemen verkauften, kauften wir uns wegen Deffi einen Golf VII TDI. Als der Stress mit dem Wohnwagen zunahm, kam immer wieder die Idee auf, sich erneut einen Caddy zuzulegen – einen, der auch den Wohnwagen ziehen kann und als Minicamper dient. Der Caddy 2.0 zog im ersten Jahr einmal den Anhänger, als wir mit Deffi an den Bodensee fuhren. Im Mai 2019 kauften wir eine Ququqbox, die wir immer wieder für Mikroabenteuer und Urlaube nutzten – jedoch bei weitem nicht so intensiv, wie wir uns das vorgestellt hatten. Während der Pandemie war der Caddy für uns in Kombination mit der Ququqbox das perfekte „Getaway-Car“. Wir erlebten damit viele schöne Momente. Allerdings wurde mir das 1,10 Meter schmale Bett zunehmend unbequemer. Spätestens nach einem Mountainbike-Unfall konnte ich darauf keine Nacht mehr schlafen. Der Wunsch nach mehr Komfort wurde immer drängender. Es gab für uns mehrere Optionen, aber irgendwie vermissten wir die alte Deffi-Zeit.

 

5. Ära:

Die fünfte Ära begann mit dem Wunsch nach mehr Komfort. Wir diskutierten viele verschiedene Optionen. Ein VW California war schon immer mein Traum. Aber würde ich auf dem eher spartanischen Bett auch gut schlafen können? Was ist mit Herbstcamping oder einem Besuch im winterlichen Tirol? Das stand bei uns schon lange auf der Wunschliste. Ein VW California ist zwar nicht unbedingt prädestiniert dafür, kostet aber genauso viel wie das vollwertige und autarke Chausson-Wohnmobil meines Vaters. Wie wäre es mit einem auf dem Crafter basierenden Grand Cali? Aber womit dann einkaufen gehen oder zu Arztterminen fahren? Zwei Autos halten wir für zu teuer und überflüssig. Ein vollwertiges Wohnmobil wäre ebenfalls zu teuer und hätte das gleiche Problem wie der Crafter. Also sollte es doch wieder ein Wohnwagen werden – aber ein kompakter. Sofort dachte ich an den Hymer Eriba Touring, der mir schon immer gefiel. Also besuchten wir verschiedene Händler. Allerdings war die Zeit der günstigen Kredite vorbei. Die Hymer Bank verlangte für dieses Geschäft einen Zinssatz von 7,49% – Wucher! Egal, wie wir es drehten und wendeten, wir kamen einfach nicht auf einen Nenner mit Bank und Händler. Ein Touring 530 kostet zwischen 28.000 und 36.000 Euro. Also mussten wir uns etwas anderes überlegen. Wie wäre es mit einem Knaus Yaseo oder dem Tabbert Pantiga? Beide sind kompakte Wagen, die von renommierten Herstellern zu einem akzeptablen Preis angeboten werden. Also suchte ich im Internet nach einem Händler. In Ansbach hatte die Freizeitwelt Nagel Knaus, Tabbert und Fendt im Angebot. Den Fendt 390 PUH kannte ich von den YouTube Videos von Nele und Jalil von Camperstyle. Von den Videos war mir das Interieur bereits bekannt, also konzentrierten wir uns zunächst auf Knaus und Tabbert. Dort angekommen, standen auch einige Knaus Südwind in unterschiedlichen Größen auf dem Hof. Michael und ich erinnerten uns an unseren Urlaub am Fernsteinsee, wo ein Pärchen einen solchen Südwind hatte. Wir fanden diesen damals schon klasse. Uns gefielen die Aufteilung und die Qualität. Er wirkte bereits damals hochwertig. Als wir bei der Firma Nagel auf dem Platz standen, fiel uns das wieder ein. Wir sahen uns alle „Kandidaten“ an und blieben beim Südwind 450 FU hängen. Der Knaus Yaseo sowie der Tabbert Pantiga, die baugleich sind, gefielen meinem Mann nicht. Der Fendt 390 PUH war bereits verkauft, was aber nicht weiter schlimm war. Beim Südwind 450 FU machte es bei uns beiden „klick“. Nach 20 Minuten Diskussion gingen wir ins Büro des Händlers, und weitere zehn Minuten später war der Kaufvertrag unterschrieben. Bye Touring!

 

Touring vs. Südwind:

Der Touring ist ein Kultobjekt, wie der VW Bulli, der Mini Cooper oder der Airstream. Durch seine silberne Außenhaut, die zur Sonderausstattung gehört, wirkt er wie Letzterer. An der äußeren Hülle gibt es nichts zu meckern. Auch innen sieht der Touring ordentlich aus. Schaut man jedoch genau hin, findet man bei manchen Ausstellungsfahrzeugen Fehler im Möbelbau, was bei einem Preis von über 30.000 Euro nicht sein darf. Scharfe Kanten in den Schränken, Verschlüsse, die nicht halten, sodass die Klappen herunterfallen – relativ primitiver Möbelbau, der wirklich nicht dem Preis und Anspruch entspricht. Keine Extras wie beleuchtete Innenschränke, Soft Close etc. Die Nasszelle ist nur für kleine Menschen vollwertig nutzbar, was man aber noch verschmerzen kann. Die Sitzgruppe ist für zwei Leute okay, aber nicht wirklich bequem. Dafür punktet der Touring in Sachen Größe. Er ist kompakt, durch das Pop-up-Dach relativ niedrig und fährt laut Erfahrungsberichten brav hinterher. Aber das kann der Südwind dank der qualitativ besseren Al-Ko Anti-Schlingerkupplung mit ATC-Break ebenfalls sehr gut. Der Vorteil des Tourings ist die kompakte Bauform. Der Südwind hat andere Stärken – vom Al-Ko-Chassis bis hin zur besseren Verarbeitung der Möbel. Die Sitzgruppe ist für bis zu vier Leute gemütlich und kann zu einem Sofa umgebaut werden, indem man das mittlere Rückenteil unter dem Bett verstaut. Der Knaus Südwind 450 FU 60 Years mit Seitenwänden in Campovolo-Grau, der Premium-Aufbautür, der Fußbodenheizung (ja, die gibt es!) und der Ambientebeleuchtung hat uns einfach überzeugt. Die Truma Crash-Control ist da noch das Tüpfelchen auf dem i. Knaus hat uns in jeglicher Hinsicht überzeugt. Da das Fahrzeug schon seit diesem Jahr auf dem Hof stand, gab es auch noch einen Rabatt vom Händler. All diese Fakten haben uns die Entscheidung am Ende leicht gemacht.

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